# Gesunde-Orte-Index (GO-IX)

# Überblick

"Was hält und macht die Menschen an einem Ort, in einer Stadt, in einer Region wirklich gesund?" ist die zentrale Frage in unserem Forschungsprojekt GO-IX. Dieses Vorhaben wird von einer interdisziplinären Junior-Forschungsgruppe, bestehend aus zwei Doktoranden und einem Postdoc, durchgeführt. Wir wollen die vielfältigen räumlichen Einflussfaktoren auf die Gesundheit systematisch erfassen, quantifizieren und in einem leicht zugänglichen Informationswerkzeug für Planungs- und Politikentscheidungen bereitstellen.

Dieses Forschungsprojekt ist eine Kooperation der IU Internationale Hochschule (opens new window) zusammen mit der TU Dresden (opens new window) start ab Oktober 2025 und wird durch die Peter Beate Heller Stiftung (opens new window) im Stifterverband (opens new window) gefördert.

# Ziele des Projekts

Hautziel des Forschungsprojektes

Abb: Skizze zu den Komponenten, Ergebnissen und Auswirkungen des Forschungsvorhabens; die Abbildung liest sich von unten nach oben

Hauptziel - Das Konzept Therapeutischer Landschaften soll für FachexpertInnen praxisorientiert und anwendbar werden: Das Konzept wird durch eine Weiterentwicklung in eine pragmatische Form überführt, die Strukturen öffentlicher Gesundheit systematisch bewertet- und messbar macht. Die Forschergruppe sammelt hierfür relevante Daten und entwickelt eine (Geo-)Dateninfrastruktur. Diese Daten werden mit anerkannten geostatistischen Methoden ausgewertet und anhand von supervised ML-Verfahren modelliert. Planende erhalten eine Webanwendung, die es ihnen ermöglicht, GO zu identifizieren, zu analysieren und auf dieser Basis fundierte Handlungsentscheidungen zu treffen. Um diese Funktionalitäten bereitzustellen, werden im Hintergrund multikriterielle Entscheidungsunterstützungsverfahren angewendet, und der GO-IX zur Visualisierung integriert. Dieses Tool wird nahtlos in den Arbeitsalltag integriert und befähigt WissenschaftlerInnen und Verwaltungsbehörden, gesundheitsförderliche Räume gezielt zu identifizieren, zu gestalten und zu optimieren.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind folgende Unterziele wichtiger Teil des Arbeitsprogramms:

Definition eines „Gesunde Orte Index“ (GO-IX): Auf Basis einer Evaluierung auf Landkreisebene sowie für ausgewählte Städte wird ein bundesweiter GO-IX entwickelt. Der Index ist Voraussetzung, damit Planende und WissenschaftlerInnen GO und Regionen eigenständig und unabhängig identifizieren können. Dies fördert die Integration gesundheitsfördernder Eigenschaften in die Stadt- und Raumplanung.

Komponenten gesundheitsfördernder Räume erkennen: Mit innovativen Methoden aus quantitativer Statistik, Geostatistik und ML wird wissenschaftlich fundiert und nachvollziehbar, welche Merkmale und Lokalität GO prägen. Dieses Nebenziel ist erreicht, wenn die Forschergruppe mit quantitativen Methoden belegt, welche Faktoren GO auszeichnen und in welchem Ausmaß unterschiedliche räumliche Merkmale in der menschlichen Lebenswelt auf die Gesundheit wirken können.

Disparitäten in der Verfügbarkeit gesunder Orte systematisch aufdecken: Bei der systematischen Aufdeckung von Disparitäten werden Orte und Regionen identifiziert, die mit ungünstigen Zugängen oder unzureichender Infrastruktur ausgestattet sind. Diese Kenntnisse unterstützen gesundheitliche Unterschiede zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Zugänglichkeit und Versorgung zu entwickeln.

Planungssoftware zur Nutzung entwickeln: Eine Web-Anwendung ermöglicht es Planern, das theoretische Konzept der TL in die Praxis zu überführen. Sie dient als praktisches Planungswerkzeug und erleichtert die Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebensräume.

# Theoretische Basis

Therapeutische Landschaften (TL) spielen eine zentrale Rolle für Gesundheitsförderung und Wohlbefinden. Als alltägliche Orte fördern sie die menschliche Gesundheit durch ihre physischen Merkmale, emotionalen Bindungen und symbolischen Bedeutungen (Duncan et al., 2009; Gesler, 1992; Hartig et al., 2014; Macintyre et al., 2002; Popay et al., 1998; Williams, 1998).

Die Verbesserung der Lebenswelten von Menschen (Verhältnisse) haben einen starken Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung (Barton & Grant, 2012; Frieden, 2010). Es mangelt an der systematischen Umsetzung in der Praxis, besonders in städtischen Gebieten, wo die Planung die gesundheitlichen Vorteile von Landschaften oft nicht vollständig nutzt. Dadurch ist die Umsetzung der theoretischen Grundlagen von TL bei der Gestaltung gesunder Orte (GO) erschwert. Kearns & Milligan (2020) betonen die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes, der Geoinformatik, räumliche Epidemiologie und Public Health vereint, um das Verständnis und die Anwendung von TL zu verbessern.

Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, durch innovative quantitative Ansätze theoretische Konzepte der TL in praxisorientierte Werkzeuge für die Gesundheits-, Stadt- und Raumplanung zu überführen. Dadurch soll Planern und Entscheidungsträgern ermöglichen werden, gesunde Umgebungen effektiv zu gestalten.

Das Konzept der TL, ursprünglich von Gesler (1992) entwickelt und für die deutsche medizingeographische Forschung von Claßen & Kistemann (2010) expliziert, untersucht die Auswirkungen physischer Orte auf Gesundheit und Wohlbefinden durch physische, soziale, kulturelle und emotionale Erfahrungen. Das Konzept entstand unter dem Einfluss des salutogenetischen Ansatzes (Antonovsky, 1979), das, im Gegensatz zum traditionellen pathogenetischen Modell, den Beitrag von Umgebungen und räumlichen Variationen zur Erhaltung und Förderung von Gesundheit fokussiert (Kearns & Joseph, 1993). In der weiteren Entwicklung des Konzepts konkretisierten Völker & Kistemann (2011, 2015) raumbasierte Wirklichkeits- und Aneignungsdimensionen, um eine tiefere Analyse der komplexen Wechselwirkung zwischen Landschaften und den individuellen sowie kollektiven Gesundheitserfahrungen zu ermöglichen.

Pyramide gesundheitlicher Auswirkung

Abb: Pyramide der gesundheitlichen Auswirkung, ergänzt um den Beitrag der Forschungsgruppe, um theoretische Grundlagen des Therapeutischen Landschaftskonzepts in die Praxis zu überführen. Eigene Darstellung; Pyramide nach Frieden, 2010.

Die Abbildung verweis auf Basis der Health Impact Pyramid (Frieden, 2010) regionale bzw. bevölkerungsbezogene Maßnahmen, die nach Einfluss auf die Bevölkerung und erforderlichem, individuellem Einsatz unterschieden werden können. Die Forschungsgruppe konzentriert sich zur Etablierung GO auf die beiden einflussreichsten Ebenen sozioökonomische Umweltfaktoren und Veränderung der Umstände ➀, da deren Maßnahmen einen starken Einfluss auf die Gesundheit bei zeitgleich geringem individuellem Einsatz der Bevölkerung haben ➁. Bislang besteht jedoch eine Kluft zwischen Theorie und Praxis. Während die theoretische Konzeption TL gründlich erforscht ist, steht die Entwicklung praxistauglicher Konzepte und Instrumente zur Umsetzung noch aus (Kearns & Milligan, 2020). Diese Theorien bilden die Grundlage für das vorliegende Projekt und sind neben der Pyramide mit der Motivation und Arbeitsweise des Forschungsprojektes dargestellt.

# Roadmap - unser Arbeitsprogramm

Unser Arbeitsprogramm richtet sich stark an das methodische Vorgehen des Forschungsvorhabens wird inuntenstehender Abbildung von der Basis der Therapeutischen Landschaften bis zur Entwicklung des GO-IX mit Komponenten, Fragestellungen, Ergebnissen und Auswirkungen dargestellt. Ausgehend von der Basis des theoretischen Fundaments der Therapeutischen Landschaften ist die Abbildung von unten nach oben zu lesen.

Das GI-IS Arbeitsprogramm

Abb: Skizze zu den Komponenten, Ergebnissen und Auswirkungen des Forschungsvorhabens; die Abbildung liest sich von unten nach oben

# Potenzielle Ergebnisse

Nach der 42-monatigen Bearbeitungszeit sollen folgende Innovationen vorliegen:

  1. Entwicklung eines praxisorientierten GO-IX.
  2. PraktikerInnen und Planende können Therapeutische Landschaften identifizieren
  3. Erkenntnisse zur Gesundheitsanalyse und -planung auf nationaler Ebene.
  4. Verbesserung der Gesundheit durch gezielte Raumplanung
  5. Aufdecken von Hindernissen und Handlungserfordernissen der Datenhaltung und -fortschreibung
  6. Nachnutzung mitgedacht: Digitale Urbane Zwillinge werden ein künftiger Standard in der Planung

# Zeitplan und Organisatorisches

Projektstart: Oktober 2025
Dauer: 42 Monate (bis März 2029)
Team: 1 Postdoc & 2 PhD-Studierende Einbettung und Umfeld:

# Kontakt

Projektleitung
Prof. Dr. Sebastian Völker
IU Internationale Hochschule
✉️ sebastian.voelker@iu.org

Wissenschaftliche Umsetzung
M.Sc. Falko Krügel (Postdoc, TU Dresden)
✉️ falko.kruegel@tu-dresden.de

Last Updated: 1.9.2025, 10:15:46